Bei der Neuraltherapie handelt es sich um eine Behandlungsmethode, welche sich die vernetzten Eigenschaften des vegetativen Nervensystems zu nutzen macht. Durch Einspritzen eines Lokalanästhetikaums in kleinen Mengen an bestimmte Stellen des Körpers wird die Selbstregulierung (Autoregulation) angeregt, sodass eine Selbstheilung des Körpers einsetzen kann. Als Betäubungsmittel wird vor allem Procain (1%-ige Procainhydrochloridlösung) verwendet, es kommen aber auch andere Substanzen zum Einsatz. Die Wirkung kann sowohl lokal, als auch über das Nervensystem an ganz anderen Stellen des Körpers erfolgen. Sie hat zum Ziel, gestörte Regelkreise und Körperfunktionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen (Regulationstherapie).
Die Neuraltherapie umfasst zwei verschiedene Therapieformen:
Bei der Therapie schmerzhafter Gewebspunkte werden diese meist im Bereich des Achsenskeletts und im Bereich von Gelenkstrukturen liegenden Punkte nach sorgfältiger Abtastung mit Procain infiltriert.
Die Segmenttherapie basiert auf der Theorie, dass die inneren Organe über Nerven mit bestimmten Hautsegmenten (Headschen Zonen) in Verbindung stehen. Ist ein Bereich besonders empfindlich, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung des entsprechenden Organs sein. Zur Behandlung wird ein Lokalanästhetikum in Form von Hautquaddeln oder an Ganglien im Bereich der entsprechenden Headschen Zonen der inneren Organe injiziert.
Bei der Störfeldtherapie wird davon ausgegangen, dass chronische, meist nicht schmerzhafte Entzündungszustände als Störfelder Fernstörungen im Körper erzeugen können, somit den gesamten Organismus energetisch schwächen und Reizzustände in entfernt liegenden Körperteilen auslösen können. 80% der Störfelder befinden sich im Kopf: Als besonders anfällig gelten die Mandeln, Nasennebenhöhlen, die Zahn-Kiefer-Region, sowie Schilddrüse und Narben.
Bei dieser Methode der Neuraltherapie erfolgen die Injektionen in den Bereich der Störfelder. Durch gezielte Befragung und Untersuchung wird versucht, das Störfeld zu finden. Verschwinden die Beschwerden nach der Injektion in die entsprechende Region schlagartig und lässt sich das Phänomen reproduzieren, ist die Quelle des Störfeldes gefunden. Die Neuraltherapie kann somit diagnostisch und therapeutisch eingesetzt werden.
Bei chronischen Krankheiten haben sich unter anderem Injektionen an Nervenkreuzungspunkte (Ganglien) bewährt. Bei langwierigen Schmerzzuständen können zudem Procain-Basen-Infusionen eine Löschung des Schmerzgedächtnisses und eine Reduktion der Übersäuerung erreichen.